Historischer Kurpark

Fünfzehn Hektar die verzaubern

Der Kurpark zählt zu den schönsten historischen Parks in Sachsen-Anhalt. Er bildet gemeinsam mit dem Naturraum der Saale und den Saaleterrassen sowie den archäologischen Funden, den industriehistorischen Kleinoden und den Gradierwerken ein einmaliges Stück Kulturlandschaft. In Salzluft eingehüllt, bietet er seinen Besuchern ein unverwechselbares Erlebnis.

Gartenträume mit Heilwirkung und langer Geschichte

Der historische Kurpark in Bad Dürrenberg liegt oberhalb der Saale und bietet weite Blicke über den Fluss. Seine Entstehung verdankte er der heilenden Wirkung salzhaltiger Luft. Er ist von der Salzluft des umarmenden zwölf Meter hohen und 636 Meter langen Gradierwerks geradezu erfüllt. Dieses stellt das längste zusammenhängende noch funktionierende Gradierwerk Europas dar. Daraus ergibt sich seine Stellung als ein hervorragendes Zeugnis der Industrie- und Bergbaugeschichte in Europa. Als solches ist es ein fester Bestandteil der Route der Europäischen Industriekultur. Hier können Sie die Verrieselung salzhaltigen Wassers, der Sole, aus nächster Nähe erleben und gesunde salzhaltige Luft atmen. Das direkt an der Saale gelegene Museum im Borlachturm erzählt anschaulich und informativ die Geschichte der ehemaligen Salzproduktion Bad Dürrenbergs. Salz war bereits im 18. Jahrhundert ein kostbares Gut, galt eine Saline doch als einträgliche Einnahmequelle. Allerdings musste zuerst die Sole in einer Rieselanlage gradiert, d. h. konzentriert und gereinigt werden. Dazu dienen bis heute zwölf Meter hohe Pfostengerüste, in deren Fächern dicht an dicht Schwarzdornbündel stecken. Wasserräder pumpen die Sole auf den Scheitel der Anlage, Hähne und Tröpfelrinnen übernehmen die großflächige Verteilung. Das Salzwasser rieselt durch die Wände aus gebündelten Schwarzdornzweigen hinab, wobei es durch Wind- und Sonneneinwirkung teilweise verdunstet und dadurch eine höhere Konzentration annimmt. Zugleich bildet sich an den Schwarzdornzweigen der so genannte Dornstein aus Schmutzteilchen und schwer löslichen Salzen. Noch bis in die 1960er-Jahre gelangte die Sole über Kanäle und Sammelbecken ins Sudhaus, wo sie in großen Pfannen erhitzt wurde, bis das Salz auskristallisierte. Die Qualität des Salzes war so hoch, dass es weltweit exportiert wurde. In der Saline Bad Dürrenberg wirkte auch Friedrich von Hardenberg unter seinem Pseudonym Novalis, der bedeutendste deutsche Dichter der Frühromantik, als Salinenassessor. Zweihundert Jahre nach der Erschließung der Solequelle, im Jahre 1963, wurde die Salzgewinnung aus Rentabilitätsgründen eingestellt. Zwei Jahre später endete auch erst einmal der Kurbetrieb der Solestadt. Heute findet sich in der Mitte des Parks, direkt am Gradierwerk gelegen, eine Kaltinhalierhalle. Hier wird wieder Sole zerstäubt. Die erneut aufgenommene Nutzung der Heilkraft des Salzes hat Bad Dürrenberg im Jahr 2008 abermals den Status eines staatlich anerkannten Erholungsortes eingebracht.

Auf dem Gelände des Kurparks sind jedoch noch weit ältere Zeugnisse menschlicher Aktivitäten zu finden. Im Jahr 1934 fanden Arbeiter das Grab einer hockend bestatteten Frau mit einem Kind auf dem Schoß. Das Alter des Grabes wird auf etwa 9.000 Jahre datiert. Es handelt sich bei diesem Fund um die ältesten Spuren einer Bestattung in Mitteldeutschland. Aufgrund der Grabbeigaben und der Art der Bestattung gehen die Wissenschaftler von einer hohen gesellschaftlichen Stellung dieser Frau aus. Deshalb erhielt sie den Namen „Schamanin von Bad Dürrenberg“. Aktuell werden an diesem Fundort weitere Ausgrabungen durchgeführt. Der „Hunnenstein“, ein Menhir aus Braunkohlenquarzit, erinnert an die Schlacht von Riade im Frühmittelalter. In dieser Schlacht im Jahr 933 schlug Heinrich I. mit seinem Heer in dieser Region die bis dahin übermächtigen Ungarn. Der Sage nach finden sich auf dem Stein ein Handabdruck Heinrichs sowie der Abdruck einer Hundepfote und eines Pferdehufs.

Mit seiner gartenkünstlerischen Gesamtanlage zählt der Kurpark zu einer der schönsten historischen Parkanlagen Sachsen-Anhalts. Aufgrund der Historie steht der Park unter Denkmalschutz. Seit 2017 ist der Kurpark Teil des Netzwerks „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“.

Auf insgesamt fünfzehn Hektar Fläche können die Besucher das Flair des ehemaligen Kurbetriebes genießen und sich entspannen. Sehr beliebt bei den Gästen ist das liebevoll gestaltete Palmen- und Vogelhaus. Auch kulturell hat der Kurpark einiges zu bieten. Neben regelmäßig stattfindenden Konzerten, Kabarettveranstaltungen, Ausstellungen und Vorträgen stellt das alljährliche Brunnenfest den Höhepunkt des Veranstaltungsjahres dar. Die Bad Dürrenberger und mehrere tausend Besucher feiern es jährlich im Juni in Erinnerung an die Erschließung der Solequelle durch Johann Gottfried Borlach im Jahre 1763.

Spazieren Sie mit Ihren Augen durch die Gartenträume-Parks!
Durch das Projekt "Gartenträume 360 Grad" kann man nicht nur unseren Kurpark sondern fast alle der 50 Gartenträume-Parks Sachsen-Anhalts von zu Hause aus im Rundumblick genießen. In einigen Bildern gibt es die ein oder andere Überraschung. Tipp: Ton einschalten und neugierig sein! Das Projekt "Gartenträume 360 Grad" wurde durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.